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Die Rolle von Logistikimmobilien beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Trucks

Von Kuno Neumeier, CEO Logivest Gruppe

In der Logistikbranche gewinnt die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs sukzessiv an Fahrt, denn die verschärften Anforderungen in puncto Klimaschutz und Dekarbonisierung treiben die Mobilitätswende an. Für einen vollständigen Umstieg auf den E-Lkw braucht es jedoch eine flächendeckende und zuverlässige Ladeinfrastruktur. Hier kommen Logistikimmobilien ins Spiel: An Verkehrsknotenpunkten gelegen, können sie mit PV-Aufdachanlagen CO₂-neutralen Strom liefern, der direkt auf den Betriebshöfen, an den Rampen oder an zentralen Ladehubs in Gewerbegebieten für den Ausbau der Ladeinfrastruktur genutzt wird.

Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs

Der Anteil elektrischer Lkw in Deutschland nimmt seit 2024 kontinuierlich zu, liegt aber Stand Anfang 2025 erst bei etwa zwei bis 2,4 Prozent des gesamten Lkw-Bestands – das bedeutet, dass aktuell nach wie vor der Diesel-betriebene Lkw die klare Marktführerschaft hält. Doch auch im ersten Halbjahr 2025 stieg die Zahl der Neuzulassungen weiter an und signalisiert damit den Transformationsprozess.

Mit ausschlaggebend dafür dürfte hier die Empfehlung der Wirtschaftsweisen in ihrem Frühjahrsgutachten 2024 sein, die sich eindeutig für eine Fokussierung der E-Lkw aussprechen und von der Politik fordern, den flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur zu forcieren. Denn mittlerweile verfügen die batterieelektrischen Lkw – gerade auch in puncto Reichweite und Ladetechnologie – über eine Marktreife, die einen breiten Einsatz ermöglicht. Laut dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sind E-Lkw in absehbarer Zeit auch wirtschaftlich mit Diesel-Lkw konkurrenzfähig. Damit entwickelt sich der E-Lkw vom Nischenprodukt zur strategisch wichtigen Lösung für eine nachhaltige und zukunftsfähige Logistik.

Ambitionierter Zeitplan: Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur

Basis für eine breite Transformation zur E-Mobilität im Straßengüterverkehr ist ein flächendeckendes, zuverlässiges und idealerweise ultraschnelles Ladenetz. Nur so kann die klassische Henne-Ei-Problematik durchbrochen werden, denn das Fehlen einer zuverlässigen Ladeinfrastruktur zählt immer noch zu den Hauptargumenten, nicht in eine E-Lkw-Flotte zu investieren.

Die Bundesregierung unterstützt den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Lkw durch ein eigenständiges Förderprogramm, dem „Hochleistungsladenetz für E-Lkw“. Über Ausschreibungen werden private Investoren gefördert, die an strategischen Punkten entlang der Autobahnen ein initiales Hochleistungsladenetz aufbauen und betreiben.

Zuschläge in der ersten Ausschreibungsrunde erhielten neben anderen Akteuren aus der Energie- und Mobilitätsbranche auch EnBW und E.ON, deren erste Pionierprojekte bei den Hochleistungsladeparks bereits am Start sind wie der EnBW Ladepark mit Megawatt-Ladesäulen (MCS) in Wörnitz an der A7, beziehungsweise bald an den Start gehen sollen wie der E.ON-Ladepark in Lutterberg nahe Kassel.

Unter dem Namen PVSM Energy investiert der Logistikdienstleister TST zusammen mit dem Energieversorger EWR rund 150 Millionen Euro in den Aufbau von 41 Schnellladeanlagen entlang der Autobahnen. Ladeleistungen von bis zu 400 Kilowatt und Großspeicher vor Ort sollen eine stabile und schnelle Energieversorgung sichern.

Der Zeitplan für den Ausbau des Ladenetzes ist ambitioniert, denn die EU hat mit der Verordnung zum Aufbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe, kurz: AFIR, konkrete Ziele gesetzt: Bis zum Jahr 2030 soll es entlang der Hauptverkehrsachsen alle 60 Kilometer Ladestationen für das ultraschnelle Laden von Lkw geben. Und auch Milence, ein Konsortium aus Daimler Truck, Traton und Volvo, will die Entwicklung des ultraschnellen Ladens für Lkw vorantreiben. 64 Lkw-Ladeparks sollen hierfür in einem EU-geförderten Projekt in Österreich, Belgien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Schweden und Spanien entstehen.

Welche Lademöglichkeiten gibt es?

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IM BETRIEBSHOF
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AN DER RAMPE
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SCHNELLLADEPARKS
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ZENTRALE HUBS IN GEWERBEGEBIETEN

Laden auf dem Betriebshof

Die Planung der öffentlichen Infrastruktur geht bislang davon aus, dass Fahrzeuge ihre Touren mit vollständig geladenen Batterien beginnen und unterwegs nachladen können. Voraussetzung dafür sind aber Lademöglichkeiten auf dem Betriebsgelände oder in angrenzenden Gewerbegebieten. Somit ist der Zeitpunkt des Ladens – beim Be- und Entladen direkt an der Rampe oder nachts auf dem Betriebshof – eng mit der Immobilie verknüpft.

Mit einer eigenen Infrastruktur behalten Unternehmen die Kontrolle über die Energiekosten. Dies gilt insbesondere in Verbindung mit selbst erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien. Hier kommen wieder die Logistikimmobilien ins Spiel: Die Dachflächen sind prädestiniert für die Installation einer PV-Anlage. Oftmals wird deutlich mehr Sonnenstrom erzeugt, als in der Halle verbraucht werden kann – ideal, um damit die eigene E-Flotte zu versorgen. Bislang lag hier die Herausforderung darin, dass die Lkw meistens tagsüber auf Fahrt sind und daher über Nacht geladen werden sollten – doch da scheint keine Sonne. Aktuell etabliert sich jedoch zunehmend der Batteriespeicher, der sich mittlerweile meist auch wirtschaftlich rechnet. So steht der Sonnenstrom auch nachts zur Verfügung, und die E-Lkw können zu den eigenen Konditionen „grün“ geladen werden. Eine weitere Lösung, um preiswerten grünen Strom zu beziehen, bieten PPA-Verträge. Problematisch sind jedoch nach wie vor die oft mangelnden Netzkapazitäten, die verhindern, dass alle Ladesäulen zeitgleich in Betrieb sind.

So hat beispielsweise die Logistik-Gruppe TST im März 2025 am Firmensitz in Worms mit „PamSun“ einen der ersten Schnellladeparks für E-Lkw eröffnet – nicht nur für die eigene Flotte, sondern auch für andere Speditionen und Logistiker.

Laden an der Rampe

Um den Ladevorgang optimal in den Betrieb zu integrieren, plädieren Unternehmen und auch viele Fahrer für das Laden direkt an der Rampe. So kann die Zeit des Be- oder Entladens optimal genutzt werden.

So baut beispielsweise die DHL Group in Kooperation mit E.ON eine Schnellladeinfrastruktur an ihren Standorten auf. Das Laden findet an den Rampen und auf den Außenstellplätzen auf den Betriebshöfen statt. Beim Laden an der Rampe kommen Lösungen zum Einsatz, die auf die Fahrzeuge und die Ladesituation zugeschnitten sind. Traversensysteme mit einer platzsparenden Führung der Ladekabel von oben ermöglichen das Laden an den Rampen auch bei engen Platzverhältnissen. DHL bietet ihren Servicepartnern die Mitnutzung der Ladestationen an – das ermöglicht eine effiziente Nutzung von Ressourcen, trägt zur Refinanzierung bei und schafft eine höhere Auslastung der Infrastruktur. 

Zentrale Ladehubs in Gewerbegebieten

Doch nicht jedes Logistikunternehmen verfügt über ausreichend finanzielle Mittel oder auch Flächen für eine eigene Ladeinfrastruktur. Eine Alternative sind zentrale Hubs in Gewerbegebieten. Die gemeinsame Nutzung spart Kosten und Ressourcen. Beispielsweise sind der Energiekonzern E.ON und der Fahrzeughersteller MAN eine Kooperation eingegangen. Gemeinsam errichten sie etwa 125 Ladestandorte in unmittelbarer Nähe zu bestehenden MAN-Servicestandorten – in Industriegebieten mit hohem Nutzfahrzeugaufkommen oder in der Nähe von Autobahnen. Das ermöglicht eine effiziente Integration des öffentlichen Lkw-Ladens in den Betriebsalltag, denn die Ladestationen sind öffentlich zugänglich und herstellerübergreifend nutzbar.

Ausblick – Kommunaler Energiepark

kommunaler energieparkViele Transportunternehmen sind trotz der immer noch hohen Anschaffungskosten offen für eine Flottenumrüstung. Doch derzeit bremst die unzureichende Ladeinfrastruktur die Umstellung auf E-Trucks noch aus, auch wenn der Ausbau voranschreitet. Dass dieser etwas mehr Zeit benötigt als geplant, liegt auch an der oft fehlenden oder unzureichenden Anbindung der Ladepunkte an das Stromnetz. Um genügend grünen Strom für die Ladesäulen zu generieren, sollte das Potenzial von Logistikimmobilien genutzt werden. Kommunale Energieparks, in denen gegebenenfalls auch Windparks integriert sind, ermöglichen in Kombination mit dem Kraftwerk „Logistikimmobilie“ die gemeinsame Nutzung der Ladeinfrastruktur.

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